Während die neue Musikschule unter dem Dach der denkmalgeschützten Volksschule Platz fand, entschieden sich die Architekten Schenker Salvi Weber die Dreifachsporthalle unter die Erde zu verlegen und den zweigeschoßigen Kindergarten aus statischen Gründen in Holzleichtbauweise darauf zu setzen.
In Verbindung mit der 110 Jahre alten Volksschule entstand so ein geschützter und einladender Pausenhof vor dem Hintergrund der malerischen Alpenkulisse. Mit der Entscheidung für einen Kratzputz als Oberflächengestaltung wurde ein Baukörper geschaffen, der sich harmonisch in das bestehende Ensemble der dörflich gewachsenen Umgebung einfügt. Wie die Architekten Schenker Salvi Weber berichten, ist der Pausenhof mittlerweise zu einer Art neuem Dorfplatz für Feste oder das Sommerkino mutiert.
Kindergartengebäude
Das Kindergartengebäude wurde in Passivhaus-Standard geplant und errichtet und bietet 120 Kindergarten- und 24 Krippenplätze, die sich auf acht Gruppenräume aufteilen. Die Fassade bietet mit ihren unterschiedlich große Laibungen Sitzmöglichkeiten und schafft einen gerahmten Ausblick in die Natur. Die Nischen, Gemeinschaftsflächen und die sich abwechselnden offenen und intimen Räume, können von den BetreuerInnen ja nach Bedarf durch Türen, Schiebetüren und Vorhänge an Gruppengröße oder gewünschten Raumbedarf für Kreativspiele oder Mittagsschlaf angepasst werden.
Das Farb- und Materialkonzept in Pastellfarben mit geölten Eichenholzeinbauten und Eichenmassivparkett, vermittelt Gemütlichkeit und Geborgenheit und ist ein idealer Hintergrund für die Kreativität der Kinder. Die von den Architekten entworfenen Möbel wurden aus regional handwerklich verarbeitetem und geöltem Eichenholz gefertigt. Die regionale Verbundenheit spiegelt sich auch in den Vollholz-Kindertischen und -Stühlen wider, die aus der Tiroler Möbelfabrik Hussl stammen.
Dreifachsporthalle
Die Dreifachturnhalle ist Teil des Passivhauses. Ein 20 Meter hoher, mit Oberlichten beleuchteter Kletterschacht, verbindet der das untere Geschoß mit dem Kindergarten darüber. Eine Verbindung mit der alten Volksschule wurde mit einem unterirdischen Gang geschaffen. Der Aushub für die 44x22 Meter große Turnhalle war eine technische Herausforderung, da dieser bis an die Fundamente der alten Volksschule reichte. Die erforderlichen vorgefertigten Stahlbeton T-Träger der Sporthalle mussten so dimensioniert werden, dass sie auf den schmalen dörflichen Zubringerstraßen noch befördert werden konnten. Tageslicht erhält die Sporthalle durch ein fugenartiges, über die ganze Länge laufendes Oberlicht. Die Halle ist für alle Sportarten nach Erfordernis teilbar. Die umlaufende Galerie lässt die Sportanlage trotz ihrer Lage unter der Erde hell und offen wirken. Die Architekten entschieden sich an den Wänden Sichtbeton und am Boden einen hellen Fließbelag einzusetzen. Die Sichtbetonwände der Sporthalle sind, wie der Boden, mit Holz ausgekleidet. Das Materialkonzept des Kindergartens findet sich in der weißen Holzwolle-Akustikdecke und dem verwendeten Eichenholz für Fensterrahmen, Türen, Handläufe und Sitzbänke der Zuschauertribüne wieder.
Musikschule
Die neue Musikschule fand ihren Platz unter dem historischen Walmdach der Volksschule. Sie umfasst sechs Übungsräume und einen großen Vortragsraum, der mit breiten raumsparenden Sitzflächen anstelle einer Bestuhlung ausgestattet ist. Das gestalterische Element der Oberlichten von der Sporthalle wurde auch in diesen Räumen übernommen, ebenso wie das Material- und Gestaltungskonzept des Kindergartens und der Turnhalle auch in der Musikschule wieder aufgegriffen wurde. Die kleinen Räume wirken durch das helle Eichenholz und die weiß lasierten und akustisch wirksamen Wand- bzw. Dachverkleidungen großzügig und einladend.
Bauphysik – Hard Facts
Trotz der schwierigen Voraussetzungen – alpines Klima, Verschattung durch umliegende Berge, Turnhalle innerhalb der Passivhaushülle – konnte, vor allem durch den integralen Planungsprozess, der Passivhausstandard (HWB = 12,3 kWh/m²a gemäß PHPP) umgesetzt werden. Folgende Qualitäten waren zur Erreichung der hohen Energieeffizienz und des hohen Komforts notwendig:
• Interdisziplinärer Planungsprozess
• Hochwärmegedämmte Gebäudehülle U-Mittel = 0,11 W/m²K
• Hocheffiziente 3-Scheiben-Verglasung mit geregeltem Sonnenschutz
• Luftdichte Gebäudehülle n50 = 0,4 1/h bei Fertigstellung
• Bedarfsgerechte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Neben dem thermischen Komfort wurden im Kindergarten die bau- und raumakustischen Anforderungen in enger Abstimmung mit der Architektur bestmöglich umgesetzt.
In der Musikschule wurden die hohen akustischen Anforderungen, vor allem auch in Kombination mit der aufwändigen tageslichtoptimierten Innenraumgeometrie, in einer ansprechenden architektonischen Gestaltung implementiert.
Beim gesamten Projekt wurden, wo technisch möglich, ökologische, schadstoffarme Baustoffe eingesetzt.
Architektur: Schenker Salvi Weber Architekten
Bauphysik: IBO GmbH
Haustechnik: Moser & Partner Ingenieurbüro
Statik: merz kley partner ZT
Landschaftsplanung: DnD Landschaftsplanung
Siehe auch IBOmagazin 4/2016, S22-23