Die Forschungs-, Planungs- und Baupraxis zeigt, dass eine integrierte Planung und Umsetzung alleine nicht ausreicht, um innovative Konzepte und Ideen großflächig umzusetzen. Gerade das Zusammenspiel von hocheffizienten Gebäuden mit hohen passiven und aktiven Gewinnen mit komplexer Technik macht es schwierig die Vorgänge ohne entsprechende messtechnische Analysen zu interpretieren bzw. zu beurteilen. Bislang gibt es keine Möglichkeit solche vorgefertigten Fassadenelemente mit inkludierter Gebäudetechnik (z.B. thermischer Solarkollektoren, PV-Modulen, Lüftungsgeräten, Wärmepumpen, Energiespeicher, Verteil- und Sammelsträngen für Wasser, Abwasser und Wärme etc.) schon im Vorfeld auf Praxistauglichkeit zu überprüfen.
Neue Baukonstruktionen, Bauteile, Baustoffe und Anlagenkomponenten für Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Beleuchtung und Stromversorgung sollen zukünftig am Standort Gleisdorf unter realen Klimabedingungen und in realistischen Nutzungsszenarien anhand eines neuen und speziell definierten Versuchsaufbaus im 1:1-Maßstab untersucht werden.
Die messtechnische Ergänzung und Evaluierung von derzeitigen Simulationen und Berechnungen beschreibt eine wesentliche Neuerung für die Weiterentwicklung von nachhaltigen Fassadensystemen mit integrierten Haustechnikkomponenten. Ebenso wird dabei die Raumluftqualität und -stömung in den dahinterliegenden „Zwillingsräumen“ betrachtet und bewertet. Dazu wurden zwei Prüfboxen mit entsprechenden Sensoren und Messeinrichtungen errichtet und am 14. November 2017 am Standort der AEE INTEC in Gleisdorf eröffnet.
Konstruktion, Aufbau, Messtechnik
Die Prüfbox wird durch eine Massivholzkonstruktion gebildet, deren U-Werte im Bereich von 0,10 W/m²K liegen. Im Gegensatz zum üblichen Aufbau einer Gebäudehülle, lässt sich diese aber in zwei unterschiedlichen Ebenen temperieren. Die außenliegende Aktivierung dient dazu den Wärmestrom aus dem Innenbereich in allen Flächen - außer der Prüfebene - zu neutralisieren. Hierdurch wird quasi eine „unendlich starke“ Dämmung realisiert, da keine nennenswerten Wärmeverluste aus dem Innenbereich mehr auftreten. Die innere Aktivierungsebene dient einerseits zur exakten Bestimmung des Energieeintrags (oder -verlustes) und anderseits zur Simulation des gewünschten realen Verhaltens des gewählten Aufbaus.
Sowohl im Innenbereich, als auch im Bereich des Prüflings und im Außenbereich stehen eine große Anzahl an unterschiedlichen Messsensoren zur Verfügung, um bei jedem Messvorgang auf eine Vielzahl von Forschungsfragestellungen gleichzeitig antworten zu können.