Motivation
Während über die grundsätzliche Bauweise (Wärmedämmung, Wärmebrückenfreiheit, Luftdichtheit etc.) bei der Planung von Passivhäusern weitgehend Klarheit besteht, gibt es bei der haustechnischen Anlage, insbesondere im großvolumigen Wohnbau, stark differierende Aussagen und Meinungen - Heizung über die Zuluft / unabhängiges Heizsystem, zentrale/dezentrale Lüftungsanlagen, Luftvorerwärmung, Einsatz erneuerbarer Energieträger und viele mehr.
Vier nahezu gleiche, mehrgeschossige Wohnhäuser mit je 10 Wohneinheiten boten daher ideale Rahmenbedingung für eine demonstrative Umsetzung und wissenschaftliche Verifizierung unterschiedlicher passivhaustauglicher Haustechniksysteme unter Zuhilfenahme einer thermischen Gebäudesimulation. Erneuerbare Energieträger wurden den jeweiligen Systemen passend zugeordnet. Grundlage waren vorangegangene Untersuchungen von Prof. Streicher im Rahmen dieser Forschungsreihe.
In Erweiterung einer Studie von Dr. Lipp sollen dabei auch die physiologischen Auswirkungen dieser unterschiedlichen Haustechniksysteme überprüft werden.
Die Umsetzung und nachhaltige Sicherung der qualitativen Ziele in einer mehrstufigen Bewertung, angelehnt und in Erweiterung des TQ-tools der Arge TQ, soll in einem dritten Teil dieser Studie demonstriert werden.
In einem Demonstrationsbauvorhaben konnten somit zumindest 3 Forschungsergebnisse umgesetzt und praktisch erprobt werden. Der finanzielle Rahmen war neben den Forschungsgeldern des BMvit durch die Wohnbauförderung des Landes Wien vorgegeben. Dadurch und durch die Tatsache, dass in Wien ein grosser Teil der Wohnbauten in diesem finanziellen Rahmen errichtet werden, sind die Aussagen und Ergebnisse auch speziell unter diesen wirtschaftlichen Bedingungen als aussagekräftig für weitere Wohnbauten anzusehen und zu bewerten.
Schlussfolgerungen
Effizienz des Haustechniksystems:
Durch gezieltes Nutzerverhalten lässt sich die Behaglichkeit in den Innenräumen eines Passivhauses deutlich beeinflussen und man kann auch an den hier ausgewerteten Daten für einige Fälle zeigen, dass durch die richtigen Maßnahmen die Raumlufttemperatur und Raumluftfeuchte bei geringem Energieaufwand im Behaglichkeitsbereich gehalten werden kann.
Komfort bei unterschiedlicher Restwärmeeinbringung:
Alle Systeme, außer der Wandheizung, funktionieren nach der Behaglichkeitsnorm ISO EN 7730:2005, ausgezeichnet. Sie fallen in die beste summative Behaglichkeitskategorie A. Die Wandheizung würde in B fallen. Die Probleme bei der Wandheizung können aber wahrscheinlich relativ leicht behoben werden (PH -Türe geschlossen halten und Lüftungsanlage neu einregulieren).
Nachhaltige Qualität durch begleitende, mehrstufige Qualitätsbewertung:
Das frühzeitige Einbeziehen von gewünschten Qualitäten und das Setzen von Qualitätszielen und deren Einhaltung können in der Planung zu erheblichen Erleichterungen führen. Beginnend mit der Wahl des 'richtigen" Grundstücks, dem passenden Entwurf, der Wahl der zielführenden Baumaterialien und Haustechniksysteme kann eine Verbesserung des Planungsablaufs und die Einhaltung des Kostenrahmens erreicht werden.
Daraus ergeben sich die Vorteile der mehrstufigen Bewertung für den
- Planer: Planungsziele des Bauherren können mit größerer Eigenverantwortung durch den Planer umgesetzt werden
- Bauträger: Transparenz der Planungsqualitäten, Transparenz der Ausführungsqualitäten - Gegenüberstellung der Bewertungen in den verschiedenen Projektstufen
- Nutzer: Transparenz der Ausführungsqualitäten - Gegenüberstellung der Bewertungen in der Planungs- und Ausführungsphase