Beleuchtet wurden, teils in englischer, teils in deutscher Sprache, Holz, Ziegel, Bambus, Lehm, Sekundärbaustoffe und Neuentwicklungen, die mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen versprechen.
Unter Nachhaltigkeit wird dabei unterschiedliches verstanden, oft ist es die CO2-Einsparung in der Produktion oder die schlankere Konstruktion, die Material einspart. Ein anderer Ansatz ist die Verwendung von Recyclingbaustoffen, die anstatt auf der Deponie oder im Straßenbau zu landen, wieder für Gebäude verwendet werden sollen. Daneben gibt es neue Techniken für alte Materialien, wenn etwa Seegrasbälle zu Dämmung werden. Dass Baumaterialien, die heute verwendet werden, jedenfalls rückbaufähig, zumindest aber rezyklierbar sein müssen, darüber herrschte Einigkeit.
Zu hören waren unter anderem inspirierende Vorträge von gelungenen Beispielen internationaler Lehmbauten von Christoph Ziegert, von einem Recyclinghaus im Auftrag einer großen Wohnbaugenossenschaft, vorgestellt von Architekt Nils Nolting, aber auch Mahnungen so zum Beispiel von Recyclingunternehmen, dass bereits auf der Baustelle sauber getrennt werden muss und dass Verbundmaterialien zum Beispiel mit Carbonfasern neue Entsorgungsprobleme aufwerfen werden.
Lehm ist einer der nachhaltigsten Baustoffe, die die Menschheit kennt. Wie vielfältig er eingesetzt werden kann, auch großflächig als Lehmbauplatte in modernen Bürobauten ist immer wieder überraschend.
Bambus als klimafreundliches und nachhaltiges Baumaterial in Regionen, wo noch mehr gebaut werden wird, als in Europa, ist vielversprechend. Lösbare Verbindungen mit Stahlknoten oder auch Hanfseilen, die Verarbeitung mit einfachen Handwerkzeugen sind unbestrittene Vorteile. Die Beständigkeit gegen Insektenfraß wird mit Imprägnierung mit umstritteneren Salzen erreicht. Für Europa gibt es Bambus mit kurzen Transportwegen aus italienischen Plantagen.
Wieweit die Technologie mit wachsenden Dämmmaterialien aus Pilzen schon fortgeschritten ist, zeigte Dirk E. Hebel, der international u.a. an der Industrialisierung natürlicher Materialien arbeitet. Betonersatz aus Wüstensand gebunden durch Meeresbakterien und Reisschalenasche als Rohstoff waren einige der (noch) exotischen Anwendungen, die durch die Berliner Zukunftsagentur Haute Innovation vorgestellt wurden.
Dank der Kooperation von natureplus e.V., der seit über 20 Jahren für nachhaltige Baustoffe kämpft, mit Architects for Future und mit den engagierten Sponsor*innen und Redner*innen, wurden auch kritische Fragen aufgeworfen. Wie wir ja aus anderen Bereichen unseres Lebens wissen, gibt es die 100 % perfekte Lösung äußerst selten, die Webinarreihe hat aber viele Materialien gezeigt, die Hoffnung geben und auch grundsätzliche Hebel für die Transformation des Bausektors sichtbar gemacht. Denn als erstes muss die Frage gestellt werden: „Muss überhaupt gebaut werden?“ erst dann kann über Nachhaltigkeit von Materialien und Konstruktionen in all ihren Facetten gesprochen werden.
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