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Pritzker-Preis an Diébédo Francis Kéré
für radikal nachhaltige Bauweisen z.B. aus Lehm

Der Pritzker-Preis ist die renommierteste Auszeichnung für Architektur und wurde seit 1979 überwiegend an Stararchitekt*innen aus aller Welt verliehen. Nun legt das Komitee seit einigen Jahren sein Augenmerk auf Nachhaltigkeit und ihre Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft und besann sich endlich des afrikanischen Kontinents. In der mehr als 40 Jahre langen Geschichte des Pritzker-Preises ist Francis Kéré der erste Preisträger aus einem afrikanischen Land.

Auszeichnung

In diesem Jahr erhält den Preis der 56-jährige, aus Burkina Faso stammende Architekt Diébédo Francis Kéré. Er betreibt seit 2005 in Berlin und in Burkina Faso das international tätige Büro Kéré Architecture. Typisch für seine Bauprojekte ist die Verwendung örtlicher Materialien wie Lehm und Holz, der Einsatz traditioneller Handwerkstechniken sowie eine energiesparende, kostengünstige und nachhaltige Bauweise. Darüber hinaus steht die Einbindung der Bevölkerung vor Ort im Mittelpunkt seines Schaffens.

Für das Bauen in Ländern mit extremer Knappheit würdigt die Jury die Pionierarbeit von Francis Kéré: „Er ist gleichermaßen Architekt und Diener und verbessert das Leben und die Erfahrungen unzähliger Menschen in einer Region der Welt, die manchmal vergessen wird. Seine Gebäude wirken durch Schönheit, Bescheidenheit, Kühnheit und Erfindungsreichtum."

Kéré war an Projekten in seiner Heimat sowie in Mali, Kenia, Uganda, den USA und Deutschland beteiligt. Über die Architektur-Szene hinaus wurde er durch die Mitwirkung am sogenannten Operndorf Afrika des 2010 verstorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief bekannt.

Weil seine Eltern ihm eine Schulbildung ermöglichen wollten, musste der siebenjährige Francis seine Familie und sein Dorf verlassen, um eine Schule in einem 20 km weit entfernt gelegenen Dorf zu besuchen. Obwohl weder für ihn noch seine Familie einfach, konnte er dank dieses Schulbesuchs schließlich ein Architekturstudium in Deutschland absolvieren.  Dafür wollte er seiner Community in Burkina Faso seine Dankbarkeit erweisen, sammelte Spenden und plante noch vor Studienabschluss ein Schulgebäude für sein Heimatdorf Gando. Für dieses Projekt erhielt Francis Kéré 2004 den Aga Khan Award für Architektur. Mittlerweile hat Kéré viele solcher Projekte umgesetzt. Und immer geht es ihm dabei nicht um das Gebäude selbst, sondern was damit erreicht werden soll. Die aktuelle Auszeichnung würdigt seinen low tech-Ansatz, der auch für Bauten in Europa Inspiration ist.  Dank Francis Kéré müssen viele Kinder nicht mehr ihre Familie verlassen, um Schreiben und Lesen zu lernen. 

 

Mehr Information

Opera Village, photo courtesy of Francis Kéré
Gando Primary School, photo courtesy of Erik-Jan Owerkerk
National Park of Mali, photo courtesy of Francis Kéré