Die IBO-Produktprüfung richtet sich in erster Linie an Produkte, die im Baubereich eingesetzt und die in Österreich produziert werden und/oder am österreichischen Markt verfügbar sind, darunter Baustoffe, Materialien der Innenausstattung, Fertigteile und Komponenten der Haustechnik. Zertifizierte Produkte müssen allgemeingültige toxikologische Stoffanforderungen sowie Anforderungen zum mineralischen Rohstoffabbau erfüllen. Eine gründliche Analyse der Materialien, Produktionsmethoden, ökologischen Auswirkungen und die Überprüfung von Qualitätsstandards sowie ein Besuch der Fertigungsstätte zählen ebenfalls zum Prüfumfang.
Darüber hinaus gelten produktgruppenbezogene Kernanforderungen. Bei Gipsplatten lautet diese: Naturgips muss zunehmend durch sekundären Gips, der in industriellen Prozessen anfällt und durch Recyclinggips aus Baustellenabfällen und Abbruchmaterial ersetzt werden. Denn Gips ist ein Werkstoff, der durch erneutes Brennen in unzähligen Zyklen geführt werden kann und das anthropogene Lager ist groß. Derzeit ist die Recyclingquote von Gipsprodukten noch gering. In Deutschland, wo mehrere Recyclinganlagen in Betrieb sind, liegt die Quote erst bei ca. 10 %[1] und die Anlagen sind damit auch noch nicht ausgelastet. Der überwiegende Teil der Gipsabfälle wird aber nach wie vor deponiert. Mit steigendem Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft und dem Deponieverbot von Gipsplatten, Gipswandbauplatten und faserverstärkten Gipsplatten in Österreich ab 1.1.2026 scheint eine flächendeckende Einführung eines Recyclingsystems aber in greifbarer Nähe.
Die Firma Etex konnte im Rahmen der IBO-Produktprüfung nachweisen, dass die Anforderungen an den Einsatz von Gips aus sekundären Quellen deutlich erfüllt sind. An der schrittweisen Steigerung des Rezyklatanteils wird gearbeitet. Die Einsatzstoffe sind mit den toxikologischen Stoffanforderungen vereinbar. Die Produkte selbst erwiesen sich in der labortechnischen Analyse frei von Verunreinigungen und die Produktemissionen halten Vorsorgewerte ein. Damit zeigt der Hersteller seine Verantwortung für Klimaschutz ebenso wie für die Gesundheit von Verarbeiter:innen und Nutzer:innen und Siniat Gipsplatten konnten daher nun für die nächsten 5 Jahre das IBO-Prüfzeichen erhalten.
Mit der Zertifizierung und der Listung in baubook.info, der öffentlichen und kostenlos zugänglichen Datenbank für nachhaltige Bauprodukte, lässt sich nun auch der Nachweis für Gebäudezertifizierungen wie etwa klimaaktiv vereinfacht führen. Dies stellt nicht nur einen Meilenstein für das Unternehmen dar, sondern trägt auch dazu bei, das Vertrauen der Verbraucher:innen in nachhaltige Bauprodukte zu stärken.
Weiterführende Informationen
IBO Prüfkriterien für Gipsplatten (pdf)
Weitere IBO-zertifizierte Produkte
[1] Hochrechnung 2020 des Bundesverband Gips zur Rückführung von Gipsabfällen in die Gipsindustrie, zuletzt abgerufen am 24.01.2024 unter www.gips.de/fileadmin/user_upload/aktuelles/Medieninfo_BV_Gips_02-2021_-_Recyclinggips.pdf