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Woran erkennt man ökologische Baustoffe?
Eine Nachlese zum STO webinar am 25. Februar 2021

Astrid Scharnhorst und Barbara Bauer, IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH

Produktprüfung

Ökologische Baustoffe tragen zur Energieeinsparung bei, enthalten möglichst wenig Schadstoffe und lassen sich gut wiederverwenden. So können die Auswirkungen des Gebäudesektors auf den Klimawandel eingedämmt werden. Gesetzliche und normative Rahmenbedingungen, Bilanzierungen und Bewertungen definieren ökologische Bauprodukte. Mit Umweltzeichen, Ausschreibungshilfen, Anforderungen in Gebäudezertifizierungen werden ökologische Bauprodukte schon in der Planung berücksichtigt und dann auf der Baustelle verwendet.

Der Gebäudesektor ist für einen Großteil der Transporte, des Energieverbrauchs für Heizung und Kühlung und des Abfallaufkommens durch Aushub und Rückbau und damit für circa ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Dass der Ressourcenverbrauch geringer werden muss, ist mittlerweile weltweit anerkannt, sichtbar daran, dass 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen 17 Sustainable Development Goals für eine nachhaltige Entwicklung unterzeichnet haben. Konkrete Maßnahmen finden sich in 169 Unterzielen. Auf EU-Ebene wurde mittlerweile im Klimaschutzgesetz eine Reduktion der CO2-Emissionen bindend festgeschrieben, der Circular Economy Action Plan verlangt eine Wiederverwendung und -verwertung von Rohstoffen, wie sie im Bauwesen in großer Menge vorkommen und die EU-Taxonomie-Verordnung definiert Vorgaben für nachhaltige Investitionen. Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie in Österreich umfasst zum Beispiel Vorgaben für die öffentliche Beschaffung, in der konkrete Kriterien für Bauprodukte verankert sind ebenso wie in Gebäudezertifizierungen wie etwa klimaaktiv.

Ökologische Bauprodukte werden im Lebenszyklus analysiert

In der Herstellung soll möglichst wenig Energie, und diese am besten aus erneuerbaren Quellen, eingesetzt werden, vorzugsweise aus nachwachsenden oder Recycling-Rohstoffen, mit kurzen Transportwegen und ohne Schadstoffe oder Emissionen. Die Produkte sollen wartungsfreundlich und langlebig sein und am Ende ihrer Gebrauchsdauer leicht rückbaubar und wiederverwendbar sein.

Mit der Kennzeichnung durch Umweltzeichen und -deklarationen werden diese Eigenschaften sichtbar gemacht. Das hilft bei der Entscheidung in der Planung und beim Einkauf und bringt Punkte bei der Gebäudezertifizierung.

Unterschieden wird im Wesentlichen in Umweltzeichen wie etwa dem Österreichischen Umweltzeichen oder natureplus, in Umweltdeklarationen wie der EPD (Environmental Product Declaration) und in Anbietererklärungen.

Während Umweltzeichen umweltrelevante Eigenschaften eines konkreten Produktes bewerten, dienen Umweltdeklarationen der Darstellung der Eigenschaften zumeist in Form von Ökobilanzdaten für einzelne Produkte, aber auch für ganze Branchen. Umweltbezogene Anbietererklärungen beziehen sich zumeist auf eine einzelne Eigenschaft wie etwa „konservierungsmittelfrei“ und werden vom Hersteller ohne Drittverifizierung herausgegeben.

In Nachhaltigkeitsdatenblättern sind die Qualitätszeichen und die ökologischen Eigenschaften übersichtlich dargestellt.

Ökologische Baustoffe verwenden

Wer ökologische Bauprodukte verwenden will, muss zunächst die Ziele abklären:

Sollen möglichst viele Punkte bei einer Gebäudezertifizierung erreicht werden, müssen Kriterien der öffentlichen Beschaffung eingehalten werden oder möchte ein Bauherr besonders nachhaltige Produkte einsetzen? Dann müssen diese Ziele in der Ausschreibung verankert werden.  

Ökologische Ausschreibungstexte sind zum Beispiel in baubook.info abrufbar, auch ABK hat eine „Öko-Edition“  und Umweltlabel zu berücksichtigen erleichtert oftmals die Beschreibung der Anforderungen.

Wer belegen muss, dass die verwendeten Produkte den vielfältigen Ansprüchen genügen, benötigt solide Informationen.  Zu finden sind sie in den Technischen Merkblättern, Sicherheitsdatenblättern und den Nachhaltigkeitsdatenblättern, die vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden. Produktdatenbanken wie etwa baubook.info helfen bei der Produktsuche. Die deutsche Datenbank wecobis.de liefert produktneutrale Informationen zu den am Bau üblichen Produktgruppen und beschreibt, worauf v.a. zu achten ist. Auch die Anfrage bei Expert*innen ist möglich.

Neue Herausforderungen

Die Nachfrage nach gesundheitsfördernden und allergikergerechten Bauprodukten wird weiter ansteigen. Die strengeren Vorgaben durch den Circular Economy Action Plan werden die Fragen nach Wiederverwendung und -verwertung erneut stellen. Durch die Pandemie wird die Raumluftqualität und damit die Frage nach emissionsarmen Bauprodukten stärker fokussiert. Mit dem Lieferkettengesetz wird auch im Bauwesen die soziale Verantwortung wichtiger als bisher. Und eine Abgrenzung gegenüber Trittbrettfahrern ist nötiger denn je.

An ökologischen Baustoffen wird kein Weg vorbeiführen – wir brauchen sie für Klimaschonung, für eine nachhaltige Entwicklung und unsere persönliche Gesundheit und Wohlbefinden.

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