Die Autoren begegnen dieser Entwicklungsgeschichte skeptisch. Für die Gestalt von Architektur und Stadt, so die These ihres Buchs, gibt es weder logische noch vernünftige oder gar überzeitliche Gewissheiten. In vier größeren Texten zu zentralen Themen der jüngeren Zeit – vom Beginn der Moderne bis heute – analysieren die Autoren gängige Narrative und zeigen, wie einflussreich hergebrachte Denkmuster zur Gestaltung der Städte waren und immer noch sind.
Sie wenden sich zunächst der Frage zu, inwiefern die Bewertung und Kritik von Architektur moralischen Wertmaßstäben unterlag, und wie autoritäre Haltungen, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Visionen von einer zukünftigen Baukunst prägten. In einem weiteren Text spannen sie einen Bogen von den Reformbewegungen jener Zeit bis in heutige, tagesaktuelle Debatten über den Umgang mit der europäischen Stadt. Einen großen Teil des Buches nimmt der Essay über den Begriff der Altstadt über die Jahrzehnte ein, von Hamburg und Frankfurt über Berlin, bis nach Rostock oder Magdeburg. Ein vierter Text schließlich analysiert, wie das Wohnen zwischen erzieherischem Eifer etwa des Werkbunds, der Beratung durch Zeitschriften und kurzlebigem Konsum mit IKEA changiert.