Denn Ignorieren unter dem Motto „Das wird sich schon verflüchtigen“ oder Maskierungsversuche mit ungeeigneten Mitteln können langwierige und kostspielige Sanierungsverfahren nach sich ziehen.
Heizöl-, Kanal- oder Uringeruch, Schimmelgeruch wo kein Schimmel ist: Einige Beispiele von Gerüchen, ihren Ursachen und wie sie beseitigt werden können, hat uns Experte Bernhard Damberger exemplarisch vorgestellt.
Heizölgetränkte Wände
Bei Hochwässern wie etwa in den Extremjahren 2002 und 2013, können Öltanks aufgeschwemmt werden und ausrinnen. Das umliegende Mauerwerk ebenso wie der Boden saugen das Heizöl auf und geben dieses dann in die Raumluft ab. Dieses Problem wird gerne unterschätzt, wie anhand eines Beispiels, wo dreimal erfolglos saniert wurde, gezeigt wurde.
Eine Sanierung ist nur durch das vollständige Entfernen der betroffenen Baustoffe oder vollständiges Absperren mit einer undurchlässigen (Alu-)Sanierungsfolie möglich.
In dem Fallbeispiel wurde jedoch versucht mit einer flexiblen mineralischen Dichtschlämme die Geruchsquellen abzudichten. Der Sanierer sicherte der Besitzerin schriftlich zu, dass das Produkt den Geruch dauerhaft beseitigen würde.
Nachträglich stellte sich heraus, dass die Dichtschlämme gegen drückendes Wasser wirksam ist und seine besondere Qualität die Wasserdampfdiffusionsoffenheit ist. Was bedeutet, dass Wassermoleküle in gasförmigen Zustand den Anstrich passieren. Gasformige Moleküle aus dem Heizöl durchdringen diese ebenso.
Ziegel, die mit Heizöl durchtränkt wurden, können entweder ausgetauscht werden oder abgesperrt werden, eine Sanierung ist sonst nicht möglich.
Schimmelgeruch, der nicht von Schimmel kommt
In einer Turnhalle aus den 70erJahren im Waldviertel, wo es laut der ortsansässigen Bevölkerung schon immer so roch, gab es Schimmelgeruch, aber keinen Schimmel. Stattdessen konnten Chloranisole nachgewiesen werden. Sie entstehen, wenn mit Holzschutzmittel behandelte Bauteile, in diesem Fall die Unterkonstruktion des Sporthallenbodens, feucht werden. Betroffen sind Bauten, vor allem Fertigteilhäuser, aus den 1950er bis 1990er Jahren, wo die Imprägnierung der tragenden Holzteile mit Holzschutzmitteln vorgeschrieben war. Das Fungizid PCP (Pentachlorphenol) gegen Pilz- und Insektenbefall in fast allen Holzschutzmitteln dieser Zeit enthalten war und schon lange verbotenen ist, wird unter Feuchteeinwirkung zu Chloranisolen abgebaut. Diese Substanz lagert sich stark an Textilien an, exponierte Kleidung riecht unverkennbar muffig.
Sanieren lässt sich das nur durch Entfernen des Holzes, das dann natürlich fachgerecht entsorgt werden muss, um eine Schadstoffverschleppung zu verhindern. Die Sanierung ist nicht nur wegen des Geruches dringend anzuraten, sondern auch wegen der Giftigkeit des PCP. Falls es Zweifel gibt ob PCP auch in der Raumluft ist, kann dies untersucht und das Ergebnis mit Richtwerten verglichen werden.
Wandernder Zigarettenrauch
Die Akzeptanz für den Geruch von Zigarettenrauch ist im Laufe der Jahre deutlich gesunken, auch Kochgerüche, speziell unvertraute, sorgen für Unmut. Gerüche aus anderen Wohnungen finden im Neu- wie im Altbau manchmal unerwünschte Wege. Im Altbau kann durch die Decke, speziell wenn die Putzschicht rissig wurde, oder durch Heizungsrohrdurchführungen, Luft aus der unteren Wohnung nach oben dringen und dort Belästigungen verursachen. Was hilft? Unterdruck vermeiden, Risse sanieren. Den Nachbarn bitten, mehr zu lüften und das auch selbst zu tun.
Auch in Neubauten können unerwünschte Gerüche eindringen. Wenn durch den Lüftungsventilator in Bad oder WC ein Unterdruck entsteht, kann durch undichte Versorgungsschächte Luft aus den Nachbarwohnungen oder –besonders unangenehm – aus der Tiefgarage angesaugt werden. Auch schon geschehen: Fachgerechte Brandschotte werden nachträglich durch die Verlegung von Elektrokabeln zerstört und nicht mehr verschlossen. Manche Brandschutzmanschetten werden erst dann ganz dicht, wenn sie im Brandfall aufschäumen. Oder bereits stillgelegte Rohre werden an den Kanal angeschlossen und verströmen dann Abwassermief im Hotelzimmer.
Lösungsmittelhaltige Klebstoffe
Wenn auch überwiegend im Außenbereich, so werden im Bauwesen doch immer noch stark lösungsmittelhaltige Grundierungen, Dichtanstriche und Klebstoffe für die Abdichtung von Dächern oder die Verklebung von Fensterblechen eingesetzt. Im Falle der Sanierung der BOKU führte dies zur monatelangen Unbenützbarkeit der Räume.Wie so oft gilt auch hier: Vorbeugen ist besser als Sanieren.
Holzzerstörende Pilze
Weniger unangenehm oder gar gesundheitsgefährdend wird der Geruch von Hausschwamm und anderen holzzerstörenden Pilzen wahrgenommen - er erinnert an Waldboden. Der echte Hausschwamm zerstört jedoch in beachtlicher Geschwindigkeit hölzerne Fußböden ebenso wie Tragkonstruktionen. Wo es feucht ist, wie zum Beispiel im Keller hinter einer Vorsatzschale, die auf einer Holzkonstruktion aufgebaut war, oder bei einem 4 Jahre alten Haus, hinter einer undichten Folie, oder wo ein Entlüftungsgitter verschlossen wurde, dort findet der Schwamm beste Lebensbedingungen vor. Die Gesundheit dann durch akute Einsturzgefahr gefährdet werden.
Fisch. Urin. Ammoniak
Das Bindemittel von Mineralwolle reagiert mit länger anhaltenden Feuchigkeit in Form von Gerüchen, die in Westen Österreichs eher als Fischgeruch, im Osten Österreichs eher mit Urin assoziiert werden. Das kann durchaus die Feuchte eines frischen Betons sein, weshalb seit einiger Zeit normgemäß eine Kunststofffolie zwischen Beton und Dämmung gelegt wird. In 70 Prozent der Fälle verschwindet der Geruch mit der Trocknung. In den anderen Fällen hilft nur Herausreißen und Entsorgen.
Gerüche werden bei höheren Temperaturen und Luftfeuchtigkeit intensiver empfunden, aber auch weniger starke Eindrücke können das Wohlbefinden deutlich beeinträchtigen. Ähnlich wie beim Schall, kann die Akzeptanz von bekannten oder sogar geliebten „hier riecht es wie bei meiner Oma“ Gerüchen weit größer sein, als von solchen, die als unangenehm, giftig, chemisch eingeordnet werden. Und manch ein Geruch weist auch auf eine Schadstoffquelle hin. Erfolgreichen Sanierungen geht eine genaue Ursachenabklärung voran – die IBO Innenraumanalytik ist dafür ein bewährter und kompetenter Partner.
Weitere Informationen: Bernhard Damberger
DI Bernhard Damberger arbeitet seit über 25 Jahren in der Innenraumanalytik mit den Schwerpunkten: Leitung analytisches Labor, Gerüche in Innenräumen, Tracergasmessungen, Untersuchung der Gebäudedichtheit (BlowerDoor-Verfahren), Schwarzstaubproblematik