Heute halten sich die meisten von uns, selbst die Landwirte, die in schallgedämmten und klimatisierten Traktoren sitzen, die meiste Zeit in Innenräumen auf und diese Innenräume werden konditioniert. Das bedeutet, mit haustechnischen Anlagen wird (zumindest) die Temperatur auf dem gewünschten Niveau gehalten. Längst sind wir gewohnt, dass Heizung oder Kühlung sich automatisch regeln, der thermische Komfort hängt jedoch neben der Temperatur auch von Luftfeuchte und –geschwindigkeit ab. Was in Museen und Produktionsbetrieben längst Stand der Technik ist, wird zunehmend auch an Büroarbeitsplätzen gemacht – mittels Sensoren wird die Raumluft geregelt. Oft steht die Energieeinsparung bei den Lüftungsanlagen im Vordergrund. Betriebswirtschaftlich gesehen sind aber Produktivitätssteigerungen der Belegschaft wesentlich wirksamer, machen doch die Personalkosten den Großteil der Ausgaben von Dienstleistungsunternehmen aus.
Harvardprofessoren plädieren für gesunde Raumluft
Die Harvardprofessoren Allen und Macomber schreiben, belegt durch über 200 Studien, dass die messbaren Leistungen von SchülerInnen und Studierenden ebenso wie von Angestellten in Büros bei stärkerer Belüftung nachweislich höher sind. Auch im Projekt Gebäudesoftskills in Österreich wurden die Faktoren, die zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden führen, identifiziert und mit medizinischen Erkenntnissen verknüpft.
Die Schlussfolgerungen sind die gleichen: Die Bedingungen in einem Gebäude beeinflussen – bewusst oder unbewusst – die darin arbeitenden Personen. Berücksichtigt man, dass Miete und Betrieb von Büroräumen normalerweise einen Bruchteil der Personalkosten beträgt, zahlt sich eine Investition in gute Arbeitsbedingungen jedoch mehr aus als eine Senkung der Betriebskosten. 2015 veröffentlichte das World Green Building Council (WGBC) einen umfassenden Bericht zum Thema Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität in Büros. Aus diesem Bericht geht hervor, dass Personalkosten einschließlich Gehältern und Lohnnebenkosten in der Regel etwa 90 Prozent der Lebenszykluskosten eines Gebäudes ausmachen. Produktivitätssteigerungen um bis zu 18 % werden allein durch eine verbesserte Lüftung in Werbeaussagen behauptet. Die Universitätsprofessoren rechnen mit 1 % und kommen damit in einer Modellrechnung mit 40 Angestellten auf eine Gewinnsteigerung von 1,8 %. Dabei nehmen sie an, dass durch verbesserte Lüftung pro Person 2 Krankenstandstage pro Jahr weniger zu verbuchen sind, was Don Milton, University of Maryland, herausgefunden hat. Wenn dazu eine Produktivitätssteigerung von 2 % angesetzt wird, erhöht sich der Gewinn um beeindruckende 9 %.
5 Themen für gesunde Gebäude
Es geht bei gesundheitsfördernden Gebäuden aber nicht nur um Lüftung. 5 Themenbereiche werden für „gesunde Gebäude“ berücksichtigt:
- Belüftung und thermischer Komfort
- Luftqualität und Schadstoffarmut
- Belichtung und Farbgestaltung
- Raumakustik und Schalldämmung
- Sicherheit
Wie können Verbesserungen erreicht werden?
Luftwechselraten zu erhöhen ist die einfachste Maßnahme. Mit den heutigen Sensoren ist es leicht wie nie zuvor, den CO2-Gehalt der Luft zu messen und so rechtzeitig und ausreichend zu lüften. Empfohlen werden Werte unter 1000 ppm, darüber lässt die Konzentrationsfähigkeit stark nach. Auch der thermische Komfort lässt sich mit Temperatur- und Feuchtesensoren zum Beispiel über die HSB (HumanSmartBox) regeln, was nebenbei auch andere Probleme wie etwa Schimmelbildung in Neu- und Altbauten verhindern kann.
Schadstoffe vermeiden hilft auch. Weichmacher, Flammschutzmittel und Konservierungsmittel, auch stark lösungsmittelhaltige Produkte sind immer noch Bestandteile vieler Bauprodukte. Eine Baubegleitung mit einem Bauproduktmanagement wie etwa im österreichischen Gebäudestandard klimaaktiv hilft, bessere Produkte einzusetzen. Damit wird nicht nur eine gute Raumluftqualität von Anfang an erreicht, unliebsame Überraschungen beim Rückbau sind beim Einsatz von nachweislich unbedenklichen Produkten wenig wahrscheinlich. Spezialisten beraten produktneutral.
Wer profitiert?
Gebäude, bei deren Errichtung, Gestaltung und Betrieb auf Gesundheitsförderung geachtet wurde, lassen sich in guten Zeiten teurer vermieten, in schlechten Zeiten wird der Leerstand geringer sein als bei schlechteren Gebäuden. So profitiert der Vermieter. Die NutzerInnen werden bei besserer Gesundheit und motivierter sein. Und mit höherer Produktivität profitiert das Unternehmen. Als attraktiver Arbeitgeber hat so ein Unternehmen auch im Wettbewerb um gute BewerberInnen bessere Karten. Heute werden Kosten für bessere Qualität oft noch als zu teuer empfunden, letztendlich wird aber kein Weg an gesunden Gebäuden vorbeiführen.